Nicht nur Jobsuchende feilen an der Formulierung ihrer perfekten Bewerbung – auch Unternehmen überlegen sich ganz genau, wie sie sich und die zu besetzende Position in der Stellenanzeige präsentieren. Wer als Bewerber*in zwischen den Zeilen liest, kann der Annonce daher oft nützliche Zusatzinformationen entlocken: Welche Schlüsselkompetenzen wünscht sich der Arbeitgeber? Ist mit Überstunden zu rechnen? Und wie ist es um das Arbeitsklima im Büro wirklich bestellt?
Es lohnt sich daher, Stellenausschreibungen aufmerksam zu analysieren. Wir verraten dir, auf welche Formulierungen du besonders achten solltest.
Aufbau einer Stellenausschreibung
Bei der formalen Gestaltung von Stellenanzeigen hat sich ein weithin akzeptierter Standard entwickelt. Für Bewerber*innen ist das von Vorteil, denn Informationen und Anforderungen werden ähnlich präsentiert. Auf bekannten Jobbörsen findest du zahlreiche Stellenausschreibungen, die diesem Aufbau folgen:
- In der Überschrift steht die offene Position, die das Unternehmen besetzen möchte. In der Regel findest du hier geläufige Berufsbezeichnungen, also etwa: „Online Marketing Manager (m/w/d)“. Die nachgeschobenen Kürzel sind im Rahmen des Antidiskriminierungsgesetzes übrigens Pflicht und bekräftigen, dass die Position allen Geschlechtern – männlich, weiblich oder divers – offensteht.
- Einleitend folgt dann für gewöhnlich eine Kurzvorstellung des Unternehmens. Bewerber*innen erfahren, in welcher Branche das Unternehmen tätig ist, wie viele Mitarbeiter*innen die Firma beschäftigt, wo sie ihre Standorte hat und welche besonderen Zielen sie verfolgt.
- Im daran anschließenden Hauptteil hält der Arbeitgeber fest, welche Aufgaben auf Bewerber*innen zukommen, welche Qualifikationen sie mitbringen sollten und welche Gegenleistungen oder Benefits sie vom Unternehmen erwarten können. Meist werden diese zentralen Punkte in Stichpunkten festgehalten – die Reihenfolge der Themenbereiche kann variieren.
Dabei stoßen aufmerksame Bewerber*innen natürlich häufig auf ähnliche Formulierungen und beliebte Buzzwords: Unternehmen sind „erfolgreich“, „innovativ“, „international tätig“, während man sich „selbstständiges Arbeiten“ von dir wünscht und „modern eingerichtete Büros“ bietet. Lass dich von der Gleichförmigkeit jedoch nicht abschrecken. Denn zwischen diesen geläufigen Formulierungen verstecken sich vielleicht wichtige Informationen, die du zu deinem Vorteil nutzen kannst.
Vorstellung des Unternehmens in der Stellenausschreibung
Die Selbstdarstellung des Arbeitgebers kann dir schon deutliche Hinweise darauf geben, womit du in deiner Bewerbung punkten kannst. Sie lässt nämlich einige Rückschlüsse auf die Unternehmens- und Kommunikationskultur zu.
Achte darauf, wie die Firma sich selbst charakterisiert und passe deine Bewerbung entsprechend an: Werden Rekordumsätze und erfolgreiche Standortvergrößerungen angepriesen? Dann sind bei der Bewerbung wohl Zahlen und Fakten gefragt. Du kannst im Anschreiben etwa darauf hinweisen, dass von dir betreute Projekte bei deinem vorherigen Arbeitgeber zu Umsatzsteigerungen führten. Betont ein örtliches Familienunternehmen hingegen Verbundenheit zur Region, dann kannst du vielleicht eher mit deinem sozialen Engagement im lokalen Sportverein punkten.
Versuche herauszulesen, worauf es dem Unternehmen ankommt und wie es sich präsentiert. Wird in der Stellenanzeige zum Beispiel geduzt, herrscht im Unternehmen wohl ein eher lockerer Umgangston: Deine Bewerbung kann also etwas kreativer ausfallen. Diese Informationen sind bei der Formulierung des Bewerbungsschreibens und des Lebenslaufs hilfreich, denn sie ermöglichen es dir, deine Bewerbung individuell auf die Stelle zuzuschneiden.
Vorsicht bei diesen Formulierungen
Die Wortwahl kann dir auch signalisieren, ob der Arbeitgeber zu deinen Vorstellungen passt. Bei folgenden Formulierungen solltest du Vorsicht walten lassen:
- Dynamisches Arbeitsumfeld: Du solltest eine hohe Stresstoleranz mitbringen, denn es könnte hektisch werden. Außerdem sind Kompetenzen vielleicht nicht immer klar verteilt. Kleine Teams und flache Hierarchien sind zwar nett – sie können aber auch Absprachen erschweren und für Reibungen sorgen.
- Aufstiegsmöglichkeiten: Wenn ein*e Mitarbeiter*in aufsteigt, muss entweder ein neuer Posten geschaffen oder ein bisheriger geräumt werden. Sind Beförderungen an der Tagesordnung, kann das auf eine hohe Fluktuation von Mitarbeiter*innen hindeuten. Und die hat meist ihren Grund.
- Traditionsunternehmen: „Das haben wir hier schon immer so gemacht“ – und das soll nach Möglichkeit auch so bleiben. In traditionell oder familiär geführten Unternehmen kann es schwierig sein, Neuerungen anzuschieben. Die Strukturen sind starr, der Widerstand gegen Veränderungen groß. Wer neue Wege gehen möchte, ist hier meist an der falschen Adresse.
Aufgaben und Tätigkeiten in der Stellenausschreibung
Je präziser deine zukünftigen Aufgaben in der Stellenanzeige formuliert sind, desto besser. Denn so bekommst du schon frühzeitig einen Eindruck davon, ob das ein passender Beruf für dich ist. Eine hohe Transparenz spricht für klare Strukturen und für die Aufrichtigkeit des Arbeitgebers.
Schwammige Formulierungen hingegen lassen Bewerber*innen bewusst im Dunkeln: „Erweiterung des Kundenstammes“ kann vieles bedeuten, von Klinkenputzen im Industriegebiet bis E-Mail-Korrespondenz am Schreibtisch. Die Formulierung „Telefonische Neukundenakquise (Kontakte werden bereitgestellt)“ lässt dagegen kaum Fragen offen.
Ein geschärftes Anforderungsprofil erleichtert dir zudem die Bewerbung, weil du die gewünschten Fähigkeiten gezielt im Inhalt des Bewerbungsschreibens und im Vorstellungsgespräch hervorheben kannst.
Entscheidend ist außerdem, mit welchen Verben deine zukünftige Tätigkeit näher umschrieben wird. Sie verdeutlichen nämlich in der Regel, welche Rolle du im Unternehmen übernehmen und wo du dich in der firmeninternen Hierarchie einordnen würdest.
- Organisieren, gestalten, entwickeln, optimieren, steuern, verantworten: Diese Verben deuten darauf hin, dass man ein hohes Maß an Eigeninitiative von dir erwartet. Du wirst vermutlich einige Führungsverantwortung übernehmen und die Entwicklung des Unternehmens aktiv mitgestalten. Anstatt auf Anordnungen „von oben“ zu warten, musst du selbst Entscheidungen treffen und vorangehen. Dieses Mehr an Handlungsspielraum bedeutet in der Regel aber auch längere Arbeitszeiten und mehr Druck.
- Unterstützen, betreuten, verwalten, abwickeln, bearbeiten, umsetzen: Bei einem mit diesen Verben beschriebenen Job geht es eher darum, die Dinge umzusetzen, die bereits auf höheren Ebenen entschieden und geplant wurden. Du hast weniger Gestaltungsspielraum, dafür ist aber deine Verlässlichkeit und Sorgfalt gefragt. Im Unternehmen kommt dir vermutlich eine eher passive Rolle zu: Du erhältst Anweisungen, anstatt sie zu erteilen, und hast einen klar strukturierten Arbeitsalltag.
In der Stellenausschreibung geforderte Qualifikationen und Fähigkeiten
Das Unternehmen sucht Mitarbeiter*innen, die die gestellten Aufgaben souverän erledigen können. Entscheidend ist also: Welche Qualifikationen hast du – und welche nicht? Überzeuge Personaler*innen mit deiner Bewerbung davon, dass du die geforderten Kenntnisse und Fähigkeiten mitbringst. Wer harte Fakten liefert, punktet. Der Fokus deines zukünftigen Arbeitgebers liegt bei der Suche nach Mitarbeiter*innen nämlich auf drei zentralen Punkten:
- Bildung: Die meisten Unternehmen machen unmissverständlich klar, welchen Bildungsgrad sie sich von ihren Bewerbern und Bewerberinnen wünschen. Wenn ein abgeschlossenes Studium gefordert ist, du aber keinen solchen Abschluss vorweisen kannst, hast du mit deiner Bewerbung vermutlich schlechte Karten.
- Berufserfahrung: Theorie ist gut, Praxis ist besser – dieses Credo gilt im Berufsleben fast uneingeschränkt. Bei entsprechender Berufserfahrung darf der Arbeitgeber davon ausgehen, dass du dein erworbenes Theoriewissen in der Praxis auch umsetzen kannst. Für Berufseinsteiger*innen stellt diese Anforderung logischerweise oft eine Hürde dar. Sie müssen aus diesem Grund mit ihrer schulischen Ausbildung sowie Soft Skills überzeugen.
- Branchenkenntnis: Jede Branche hat ihre Eigenarten und Besonderheiten. Wenn ein Automobilzulieferer einen Industriekaufmann / eine Industriekauffrau sucht, kann ein*e Bewerber*in natürlich mit Kenntnissen in der Autobranche punkten. Wer vorher in der Lebensmittelindustrie gearbeitet hat, zieht im direkten Vergleich dann schnell den Kürzeren. Denn ausgeprägte Branchenkenntnisse kommen bei Arbeitgebern immer gut an.
Deine Bewerbung sollte in diesen Bereichen also mit klaren Argumenten und belegbaren Qualifikationen überzeugen. Zeige dem Unternehmen, dass du die Voraussetzungen erfüllst.
Vorsicht bei diesen Formulierungen
Ganz genau hinschauen solltest du jedoch bei diesen Begriffen und Formulierungen:
- Unternehmerisches Denken: Diese Formulierung deutet darauf hin, dass das Interesse der Firma immer an erster Stelle steht. Abschlüsse, Umsatz, Rendite – das sind die Begriffe, auf die es ankommt. Wer hier nicht mithalten kann und nicht die geforderten Zahlen liefert, wird mit Problemen rechnen müssen.
- Belastbarkeit: Manchmal wird es im Job stressig, daran führt kein Weg vorbei. Fordert ein Unternehmen aber schon in der Stellenausschreibung explizit eine erhöhte Belastbarkeit ein, kann das als Warnung verstanden werden: Dies deutet auf Überstunden und ein hohes Arbeitspensum hin.
- Mobilitätsbereitschaft: Dienstreisen, Kundentermine, Vorträge, Konferenzen - bei einem Job, der so beschrieben wird, kannst du davon ausgehen, dass du viel unterwegs bist. Dadurch kann es auch schnell zu längeren Arbeitszeiten und Überstunden kommen. Du solltest dir daher vorher gut überlegen, ob so ein Job der richtige für dich ist.
Gehalt in der Stellenausschreibung
Nur selten findest du in der Stellenanzeige eine konkrete Angabe zum Gehalt. Dies wird vom Arbeitgeber in der Regel erst im Vorstellungsgespräch näher thematisiert. Es kann allerdings vorkommen, dass du in einer Stellenanzeige dazu aufgefordert wirst, deine Gehaltsvorstellung in deiner Bewerbung zu nennen.
In diesem Fall solltest du taktisch vorgehen: Versuche nicht, dich mit einer vergleichsweise niedrigen Zahl interessant zu machen. Du verkaufst dich damit nur unter Wert und rückst deine eigenen Fähigkeiten in ein schlechtes Licht. Andererseits solltest du natürlich auch nicht zu hoch stapeln – Selbstüberschätzung kommt selten gut an.
Orientiere dich besser an Durchschnittsgehältern, die du für deine Position im Internet recherchieren kannst, und schlage ein wenig obendrauf. Hast du nämlich das Interesse des Arbeitgebers geweckt, wird er sich in der Regel dennoch bei dir melden. Vielleicht unternimmt er dann im Vorstellungsgespräch den Versuch, deine Gehaltsvorstellung ein wenig herunterzuhandeln. Die bessere Verhandlungsposition liegt in dem Fall bei dir. Das Gehalt jedoch nach oben zu handeln, ist für gewöhnlich schwieriger.
Vorsicht bei diesen Formulierungen
Bei Formulierungen, die auf „leistungsorientierte“ oder „leistungsbezogene“ Vergütung hindeuten, solltest du allerdings Vorsicht walten lassen. Meist deutet das darauf hin, dass das monatliche Grundeinkommen eher gering ausfällt. Wer sein Gehalt aufbessern möchte, ist zum Beispiel auf Provisionen angewiesen, die für neugewonnene Kundinnen und Kunden oder erfolgreiche Verkäufe ausgezahlt werden.Ein Verkäufertyp mag aus dieser Situation eine gesteigerte Motivation ziehen – viele Menschen empfinden die Abhängigkeit von Provisionen allerdings als belastend.